Ziel des Projekts Teilhabe Digital ist die Förderung gesellschaftlicher Teilhabe von Menschen mit intellektuellen Behinderungen durch digitale Medientechnologien. Das Projekt zielt auf neue kostengünstige und geeignete Unterstützungsangebote aus dem Bereich der Consumer-Technik, um deren Potentiale zur Förderung der Teilhabe nachhaltig zu entfalten. Durch die Entwicklung geeigneter Strategien und praktisch-organisatorischer Lösungen sollen Menschen mit intellektueller Behinderung sowie ihre Zugehörigen dazu befähigt werden, sich neue Technologien im Bereich Consumer-Technik (z.B. Navigation, Sprachassistenzsysteme, Tablets, Smartphones, vernetzte Objekte) anzueignen. Zugehörige sind Personen, die aus Sicht der Teilnehmenden relevante Bezugspersonen sind (Freunde, Nachbarn, Angehörige etc.). Das Projekt Teilhabe Digital versteht sich als direkter Beitrag zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), wonach gesellschaftliche Barrieren durch geeignete Maßnahmen abzubauen sind, um die volle und wirksame Teilhabe auf der Grundlage der Gleichberechtigung zu ermöglichen. Der Einsatz neuer Technologien bietet große Chancen für den Abbau gesellschaftlicher Barrieren im Hinblick auf eine digitalisierte Gesellschaft. Damit ist das Projekt an der Schnittstelle zwischen herkömmlichen Angeboten der Behindertenhilfe und der selbständigen und selbstbestimmten Teilhabe von Menschen mit Behinderungen angesiedelt.

Das Projekt verfolgt einen transdisziplinären Forschungsansatz, wobei die in unterschiedlichen Disziplinen (Heilpädagogik, Pflegewissenschaft, Technik) verankerten Projektpartner an Möglichkeiten zur digitalen Inklusion forschen. Gemeinsam mit den Menschen mit intellektuellen Behinderungen sollen Teilhabebarrieren bezüglich des Zugangs zu digitalen Inhalten und der zunehmend digitalisierten Gesellschaft identifiziert und abgebaut werden. Das Projekt findet im Forschungsverbund zwischen der Katholischen Hochschule Freiburg (Projektleitung Prof. Dr. Gregor Renner, Prof. Dr. Florian Kiuppis), der Hochschule Karlsruhe (Prof. Dr. Matthias Wölfel) und der Hochschule Furtwangen (Prof. Dr. Christophe Kunze) statt und wird unter dem Titel „Individuelle soziotechnische Arrangements für die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit kognitiven Funktionsbeeinträchtigungen (InstAgT)“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) durch die Fördermaßnahme FH Sozial finanziert.

PROJEKTVERLAUF

PHASE 1In einer ersten Projektphase finden neben einem Auftaktfachtag mehrere Basisworkshops statt, an dem das Projekt den potentiellen Teilnehmenden vorgestellt wird und beispielhaft technische Möglichkeiten ausprobiert werden können. Daraufhin sollen die aktuellen Teilhabesituationen im digitalen Bereich, sowie Teilhabeeinschränkungen und -ziele von interessierten Menschen mit Behinderungen erhoben werden. Durch den Ansatz, Teilhabebarrieren zu identifizieren und passende Lösungsansätze für den Einsatz von Technologien und digitalen Medien zu ermitteln, werden neue Erkenntnisse über die Partizipationswünsche der Zielgruppe erarbeitet.
PHASE 2In der zweiten Phase werden die Menschen mit Behinderungen und deren Betreuungspersonen dabei begleitet, individuelle soziotechnische Arrangements zur Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe umzusetzen. Hierzu werden gemeinsam geeignete technische Lösungen identifiziert, individuell angepasst und getestet. In einer anschließenden Evaluationsphase (die, je nach Anwendungsfall, mehrere Wochen bis Monate dauern wird) sollen die Auswirkungen des Technikeinsatzes auf Teilhabemöglichkeiten mit qualitativen Methoden evaluiert werden (Interviews und Beobachtungen). Hierbei soll die unterstützende Begleitung durch das Projekt schrittweise reduziert werden. Anschließend sollen Effekte auf Teilhabemöglichkeiten, Akzeptanzfaktoren, Barrieren und förderliche Faktoren des Technikeinsatzes herausgearbeitet werden.
PHASE 3Ziel der dritten Projektphase ist die Untersuchung von Veränderungsprozessen und geeigneten Maßnahmen auf institutioneller Ebene (z.B. Sensibilisierungs-und Qualifizierungsmaßnahmen, Aufbau von Unterstützungs-und Beratungsangeboten, Mobilisierung von freiwilligem Engagement), die nötig sind, um digitale Inklusion nachhaltig in den Einrichtungen zu verankern.
PHASE 4Ziel der vierten Projektphase sind Aktivitäten zur Vorbereitung eines nachhaltigen Wissenstransfers in die Breite. In Anknüpfung an die Erfahrungen und Vorstellungen der Teilnehmenden werden Handlungsempfehlungen und Praxisleitfäden abgeleitet, die von anderen Akteur*innen weiterverwendet werden können. In deren Erarbeitung wird die Praxistauglichkeit dieser Materialien sichergestellt. Die Materialien sollen als Module auf einem interaktiven Portal zur Verfügung gestellt werden. Ergänzend soll ein Onlineforum bereitgestellt werden, in dem sich von intellektueller Behinderung betroffene Menschen, Professionelle in der Behindertenhilfe und technische Akteure, z.B. aus der Maker-Community, vernetzen und so auch über das Projekt hinaus zur stetigen Entwicklung kostengünstiger und alltagstauglicher Lösungen beitragen können.